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Der Bibelkiller - Valeska Réon Empfehlung

Ein bemerkenswertes Buch. Fasst doch die Autorin in ihrem Krimi einen ganzen Themenkomplex an. Einschübe aus der Vergangenheit beschreiben in Rückblenden das Unrecht, die Verbrechen der Judenverfolgung in Holland – Verrat, Enteignung, Deportation, Konzentrationslager und Kinderschicksale. Sie stellt auf diese Weise die Verbindung zu diversen Protagonisten und Antagonisten her, verknüpft ihre unterschiedliche soziale Herkunft, unterschiedlichen Glaubensrichtungen, ihr individuelles soziales Gefüge, Charaktere und ihre zwischenmenschlichen Verbindungen mit der Gegenwart der 70er Jahre.

Schlussendlich sind es drei Themen, die eng und unmittelbar mit den sozial abweichenden Verhaltensweisen der potenziellen Täter in Verbindung stehen. Kindesmissbrauch, Intersexualität und das Anderssein an sich.

Wenn Kinderseelen immer wieder verletzt werden, das Urvertrauen in seinen Grundfesten erschüttert, keiner die Kinder aus dieser Situation herausholt, das Gleichgewicht in ihrer Kindheit und Jugend dauerhaft aus den Fugen gerät, sie keine psychologische Hilfe erfahren, entwickeln sie, oft unentdeckt, einen tiefen Groll in ihrer Seele. Ihre Vergangenheit lässt sie nicht los – Traumafalle – jahrelang nicht, fast nie – die Wunden verheilen nicht. Ein Pulverfass, ein brodelnder Vulkan, welches/welcher zu jeder Zeit, auch nach vielen Jahren noch, explodieren kann.

Echt schockierend, wie der schwelende Hass entfesselt, an die Oberfläche gelangt und die Gedanken der Täter fanatisch umschlungen hält. Erschreckend, wie gut durchdacht die Morde geplant, organisiert und durchgeführt werden – das Pulverfass, der Vulkan ist explodiert. 

Pit/ Mias Notizen berühren, haben mich nachdenklich zurückgelassen und geben Raum, darüber nachzudenken, wie wir zwischenmenschlich miteinander umgehen, wie verletzlich Kinderseelen sind und wie es sich auswirken kann, wenn sie gebrochen werden.

Aufgelockert wird das Ganze mit einer rasanten, turbulenten und sensiblen Liebesgeschichte, deren Protagonistin auch ihre ganz eigene Vergangenheit hat.

Ergänzend ist noch zu sagen, dass die Leserschaft im Zusammenhang mit den Morden viel Wissenswertes über die Malerei erfährt, auch wie Bildfälschungen sichtbar gemacht werden können und wie manche alten Meister, unter dem für das Auge sichtbaren Gemälde –  andere, zum Teil wichtige Informationen, durch diverse Zeichentechniken, verborgen haben.

Gut beschrieben für die 70er Jahre auch das Asperger-Syndrom, welches ja schon seit Mitte 1920 bekannt ist, doch erst 1992 in das ICD der WHO aufgenommen wurde.

Alles in allem ein vielschichtiger, interessanter, gut geschriebener und spannender Krimi, mit überaus lebendigen und starken Charakteren, den ich sehr gerne weiterempfehle.

Heidelinde Penndorf

(Januar 2021)

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