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Leseprobe: Gesichter aus Stein: The Deep Web - T.A.M. Lang

      Kapitel:    Nähe/1

Seite 131/132

 

 

          Auf der kleinen, kaum befahrenen Straße ›Zur Kanzel‹ parkt ein dunkelblauer Golf 3 im Schatten einer gewaltigen Ulme, deren Blätterdach selbst die Straßenbeleuchtung abschirmt. Nichts Ungewöhnliches hier. Für viele Jugendliche ist der VW Golf ein beliebtes Erstfahrzeug. Gerade hier, nahe der Kaserne.

          Aus dem Wagen ist kein Laut zu hören und der Fahrer sitzt nun schon seit Stunden reglos und beobachtet das schmucke Einfamilienhaus. Darin wohnt Franziska Voigt samt Tochter Jessika.

          Es ist der Ford, der ihn stört. Ein dunkelroter Ford Orion. Der Besitzer des Wagens, Wolf Schmitt, Ex-Mann der Mieterin, hält sich schon seit dem Nachmittag im Haus auf und macht damit die Pläne des Wartenden zunichte. Das nervte den zunächst gewaltig, aber vorerst blieb er gefasst. Erst als Franziska nach Hause kam, mit Pizza auf dem Arm, und ihr Ex noch immer keine Anstalten machte sich zu verpissen, schlug er einmal auf sein Lenkrad ein. Gegen zwei Uhr früh wollte er schon aufgeben, als sich oben etwas tat und er die Silhouette einer Frau am Fenster sah. Eine Stunde später hatte sich aber immer noch nichts verändert. Wutschnaubend dreht er den Schlüssel und fährt davon.

          Als er schließlich in seinem Zimmer ist und die Seite von R.A.C.L. aufruft, gibt ihm sein Rechner neue Informationen. Eine Counter-Information. Ein Gast war auf der Seite. Niemand, der die fünf Bitcoins bezahlen wollte, um sich umzusehen.

          Es ist keine alltägliche Sache. Erst recht nicht, wenn das Spiel schon läuft. Möglicherweise jemand, der noch einsteigen will. Bis zehn Tage vor dem Ablaufen des Countdowns ist ein Mitmachen möglich, auch wenn der Einsatz mit jedem Tag steigt. Das Spiel dann noch zu gewinnen ist erst ein einziges Mal vorgekommen. Jemand hatte es binnen der verbleibenden Zeit geschafft, dass sich eine Ermittlerin von Scotland Yard von einem Hochhaus stürzte. Ihr Sprung wurde live gesendet. Wie der Spieler das zuwege gebracht hatte, blieb sein Geheimnis.

          Die gute Nachricht ist, dass es genug Sponsoren gibt. Somit würden auch die Nächstplatzierten etwas einstreichen können. Das würde sie anspornen. Die schlechte Nachricht: Sein Abstand zum Vordermann hatte sich wieder vergrößert. Eine neu hochgeladene Fotoserie gab dabei den Ausschlag. Sie zeigt die Zielperson, immerhin ein DEA-Mann, wie er, vollkommen wahnsinnig, auf einen schwarzen Jungen einprügelt. Mit Sicherheit eine Sache, die einem die Karriere kosten kann. Vierhundert Punkte findet er dann aber übertrieben.

           Zwei vielleicht, okay, aber vier?

          Über dem Bildschirm prangt das Zitat aus ›Die Kunst des Krieges‹. Er liest es mehrfach.

          »Gut, Wolf Schmitt. Du willst dich dazwischen stellen? Mal sehen, ob du das abkannst.«

+++ Ende der Leseprobe +++


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