Das Buch der Gruppe 48 – JUNGES WORTREICH – geschrieben von sprachbegabten Nachwuchstalenten der Literatur, liest sich nicht leicht, ist oft mehrdeutig, manchmal verklausuliert. Die Worte und Sätze sind anders gesetzt, als ich es gewohnt bin. Und doch ist es lohnend, hier über den Tellerrand zu schauen und sich auf die Texte einzulassen. Tut man das, so wie ich, dann entdeckt man Erstaunliches.
Viele der jungen Nachwuchstalente haben einen sehr nachdenklichen Blick auf das Leben im Allgemeinen und insbesondere auch auf ihr Leben. Sie sind auf der Suche nach ihrem unverfälschten Selbst, welches durch die Konditionierung im Kindesalter verloren gegangen zu sein scheint. Sehr berührend auch die Gedanken über den Tod insgesamt, auch dessen Freiwilligkeit und die unmittelbare Bedrohung durch jedwede Gewalt und Krieg.
Auch Beziehungs- und Generationskonflikte finden den Weg in die Geschichten, genauso die Problematiken Migration, Integration und das zwischenmenschliche Miteinander gleicher und verschiedener Nationen. Ich spürte beim Lesen einer Geschichte auch den Frust und die Unsicherheit, jeder APP zu folgen, sich der zunehmenden Abhängigkeit der Digitalisierung zu beugen und deren Vorschläge und Programme in den Alltag zu integrieren.
Mein Favorit im Buch:
DER SPALT, geschrieben von Zarah Weiss
- methapherartige Beschreibung des Zustandes unserer Welt
- intensives Erleben, wie die Menschheit immer mehr auseinanderdriftet, statt zusammenzuwachsen
Es war eine gute und reiche Erfahrung, auch eine kleine Entdeckungsreise in die Literatur junger Schreibtalente, die mit Worten spielen, experimentieren und neugierig machen auf ihre Geschichten. Gefallen hat mir auch, dass am Ende des Buchs, die junge Autorenschaft durch eine Kurzvorstellung Gesichter bekommen und man ihre Geschichten nun richtig mit ihnen verbinden kann.
Gerne empfehle ich das Buch der interessierten Leserschaft weiter.
Heidelinde Penndorf
(Dezember 2022)
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