Wenn Frau, jung, naiv, unschuldig, sich der Dominanz von reich und alt beugt, ihre Unschuld eintauscht und einem gehobenen sozialen Status opfert, bezahlt sie dafür oft einen hohen Preis. Gebunden, unfrei, sexuell immer verfügbar – für welche Praktiken auch immer – unselbstständig, oft ohne Berufsabschluss mit wenigen sozialen Kontakten. Sie meinen, das gibt es nicht? Doch, im neuen Buch der Autorin schon und auch in der Realität, würde ich meinen.
Die Hauptprotagonistin ist der Leserschaft ganz nahe, erzählt selbst, wie es ihr ergangen ist, nachdem sie nach über 20 Jahren gegen eine Jüngere eingetauscht, weggeworfen wurde, wie eine ausgelesene Zeitung. Sie kennt sich gar nicht richtig und für sie beginnt die Zeit der Selbstfindung. Sie zieht sich aufs Land zurück. Was sie dabei alles erlebt, welche zwischenmenschlichen Kontakte sich daraus ergeben und ob sie ihr Leben in den Griff bekommt, lesen sie am besten selbst.
Die Handlung spielt in Frankreich, kurz lernen wir die Schnelllebigkeit von Paris und Bordeaux kennen und erleben deren soziale Gegensätze. Inmitten der Beschreibung der Dordogne, der Landstrich, in der sich die weibliche Hauptfigur letztlich ein neues Leben aufbaut, ist die Verbundenheit Verena Dahms mit dieser Gegend greifbar.
Es ist ein Buch, welches trotz des ernsten Themas, locker, leicht und flüssig rüberkommt. Der Schreibstil Verena Dahms ist hier ein anderer, einer zum Wohlfühlen mit dem Buchinhalt, einer mit Kopfkino-Effekt. Der süffige Victor übrigens hat für mich etwas bukowskihaftes.
Sehr gerne empfehle ich dieses Buch der Leserschaft weiter, abwechslungsreich und interessant, ist es lohnend zu lesen.
Heidelinde Penndorf
(September 2021)