Eine bemerkenswerte und atypische Autobiografie eines Weltenbürgers wider Willen – Georg. M. Pfeiffer – ein jüdischer Wanderschauspieler – der den Regeln Hitlers trotzte und den Davidstern nie trug.
Einer der schon in jungen Jahren wusste, was Verantwortung ist, der in den schwierigsten Situationen immer einen Ausweg fand, um sich und seine Familie zu schützen und für sie zu sorgen – ein ziemlich kluger, kühler Kopf und Lebenskünstler.
Sein Talent und sein Einfallsreichtum waren enorm. Georg M. Pfeiffers Idee einer Wanderbühne, die er in die Tat umsetzte, rettete seiner Familie und ihm während der Nazizeit das Leben. Fast nie waren sie sesshaft, nirgend gemeldet, sondern zogen von Ort zu Ort. Dadurch fiel die Familie aus dem Raster der Nazis. Das verlangte der ganzen Familie einiges ab, fast immer unterwegs, nie irgendwo heimisch – kein zu Hause in dem Sinne, wie wir es kennen.
Aber es bewahrte die Familie vor dem KZ – die Wanderbühne war der beste Schutz. Doch es schützte nicht vor der inneren Zerrissenheit, denn aus der Ferne miterleben zu müssen, wie viele ihrer Freunde und auch einige Verwandte den Gräueltaten der Nazis zum Opfer fielen, war kaum zu verkraften. Als die politische Situation in Deutschlands sich immer mehr zuspitze emigrierte die Familie, um zu überleben, nach Brasilien.
Georg. M. Pfeiffer schrieb das Manuskript seiner Biografie schon in den 80er Jahren, seine jüngste Tochter Nina Pfeffer Câmara begleitete ihren Vater in den letzten Tagen seines Lebens, saß an seinem Bett und las in Abschnitten sein niedergeschriebenes Werk.
So kommt es, dass die Leserschaft zwei Erzählperspektiven erlebt – die des Vaters und die seiner Tochter, die zwischendurch immer wieder Rückblicke ihres ganz persönlichen Erlebens dieser Zeit mit ihrer Familie schildert und so das Manuskript ergänzte und bereicherte.
Beim Lesen war sie mir oftmals sehr nahe. Es fühlte sich an, als ob ich ihr lauschte, wie sie mir persönlich die Lebensgeschichte ihrer Familie und ihres Vaters auf sehr emotionale empathische Weise schilderte.
Die Autorin hat eine einfühlsame sachte Schreibweise. In jedem Satz schimmert die Liebe zu ihrem Vater und ihrer Familie durch die Zeilen. Es ist eine sehr berührende Lebensgeschichte, eine Autobiografie, die Mut macht, sich auch in schwierigen Zeiten zu behaupten und seine Liebsten zu schützen, eine die aufzeigt, das sich diese grausame Zeit, das bisher dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, nie wiederholen darf.
Das Buch hat meine uneingeschränkte Leseempfehlung.
Heidelinde Penndorf
(13.11.2019)
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