Unverarbeitete Misserfolge in der Jugend, eine egozentrische Mutter, ein erfolgreicher Vater, eine Zwillingsschwester, die alles mit Links macht, ein ungeliebter Beruf, die ziemlich früh gescheiterte Ehe ihrer Eltern, die räumliche Trennung von Vater und Zwillingsschwester, ihre hohen Ansprüche an sich selbst – immer perfekt zu sein – die immer mehr anwachsende Unzufriedenheit im Zusammenleben mit ihrer eignen Familie, ihren Kindern und Ehemann und ein von ihr, 15 Jahre lang wohlbehütetes prekäres Geheimnis, sorgen dafür, dass die Hauptprotagonistin Roswitha, immer weniger mit sich selbst, ihrer Familie und ihrem übrigen sozialen Umfeld zurechtkommt.
Eigenliebe und Selbstwertgefühl – fehl am Platz – auf alle noch so guten Sachverhalte reagiert sie negativ, unzufrieden, ist mürrisch und für ihr Umfeld kaum noch zu ertragen. Doch nie hinterfragt sie ihre Reaktionen, sich selbst, immer sind es die anderen, denen sie die Schuld gibt.
Nach dem Tod ihrer Mutter und dem ersten Kontakt, nach 30 Jahren, mit ihrem Vater, spitzt sich die Lage immer mehr zu und endet in einem Burnout. Das ist der Wendepunkt in ihrem Leben, führt zum AHA-Effekt, zu einem NO GO des so Weiterlebens. Sie krempelt ihr Leben total um und fühlt sich zunehmend wohl damit. Vater und Zwillingsschwester sind ihr in diesen Zeiten des Umbruchs manchmal nicht geheuer, aber im Endeffekt eine tatkräftige Unterstützung, die sie sacht in die Richtung stupsen, die Roswitha erst nicht will und dann merkt, dass sie nie etwas anderes wollte, im Leben, als genau DAS. Sie hat sich nur immer hinten angestellt, immer wieder, ihr ganzes Leben, auf Kosten ihres Selbst.
Die ganze Geschichte, mit allen Irrungen und Wirrungen, den komischen, ernsten und verzwickten Situationen, lesen Sie am besten selbst. Es ist lohnend, denn es geht um Selbstfindung, um Selbstachtung und Selbstliebe, die oft in unserem Leben viel zu kurz kommen, weil wir oft nicht trauen, uns aus der Vergangenheit zu lösen und dadurch Mühe haben, im Hier und Jetzt anzukommen, und uns so zu akzeptieren, wie wir sind.
Brigitte Teufl-Heimhilchers Schreibstil sorgt für ein abwechslungsreiches interessantes Lesevergnügen und ihre Protagonisten sind sehr lebendig und charakterstark gezeichnet.
Ich empfehle das Buch sehr gerne.
Heidelinde Penndorf
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