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Der wunde Himmel - Jeannette Oertel Empfehlung

Jeannette Oertel überrascht mit einem beeindruckenden Debüt, einer bravourösen Dramaturgie und einer faszinierenden, spannungsgeladenen, überraschenden und manchmal einer gefährlichen, fiktiven Geschichte. Die Handlung des Buchs ist in seiner Wirkung mehrdimensional, sehr facettenreich und anspruchsvoll.

Worum geht es?

Es geht um den diplomatischen Dienst im Allgemeinen und im Besonderen einer Botschaft einer fiktiven arabischen Republik, Sitz in Berlin. Und es geht um Macht, Intrigen, Komplotte, Agenten, Doppelagenten, Geheimnisverrat, Ränkespiele, Verschwörungen, Mord, Erpressung, Manipulation, und Einflussnahme auf die Staatsführung der fiktiven Republik – alles Instrumente, um persönliche und politisch anvisierte Ziele durchzusetzen, und das alles läuft hinter den Kulissen ab  nur greifbar und spürbar für einen kleinen Teil der dort arbeitenden Mitarbeiter und Menschen, außerhalb der Botschaft.

Es geht auch am Rande um das politische Zusammenspiel mit den USA und wiederum um Ränkespiele, Spionage, Postenhascherei – eben um die mehrdeutigen Maskengesichter, derer, die sich in diesem Milieu und deren Entourage bewegen. Damit aber noch nicht genug. Die Leserschaft erfährt auch, wie in der Handlung des Buchs, frühere hohe MfS-Mitarbeiter – aufgrund ihrer ›speziellen‹ Erfahrung – gerne als Botschaftsmitarbeiter geworben und angestellt werden. So ganz abwegig wäre das real sicher nicht. Oder?

Und im all dem Durcheinander, die Hautprotagonistin, mit ihrer einzigartigen Liebe zu einem Diplomaten der Botschaft – eine Amour Fou, die zur Obsession wird. Sie lernt sich ganz neu kennen. Ihre innersten sexuellen Wünsche erschrecken sie und sind doch ihre Erfüllung. 

Aus der Bahn wirft sie auch, als sie den Hintergrund ihrer Anstellung erkennt, und so einigen ehemaligen Kollegen ihres Vaters in der Botschaft begegnet, die auch beim MfS in hoher Stellung arbeiteten. Mehrmals erliegt sie den Flashbacks ihrer Kindheit, führt uns in die DDR-Vergangenheit und wir erleben mit ihr gemeinsam, immer wieder, wie sie als Kind regelrecht von Spitzeln verfolgt und bedrängt wurde, gehorsam zu sein, in Angst versetzt und erpresst wird, mit dem Leben ihrer Eltern, wenn sie nicht gehorsam den Zielen der damaligen DDR folgt.

Das alles und die Verwicklungen, die sie im Zusammenhang mit ihrem amerikanischen Ex-Mann erfährt, bringt sie an den Rand des psychischen Abgrunds, zumal mehrmals auch ihr Leben in Gefahr gerät, und sie in der Botschaft oft zwischen allen Stühlen sitzt und nicht mehr weiß, wem sie überhaupt noch trauen kann. Ihre Welt scheint aus den Fugen zu brechen, fast ist sie bereit sich ganz aufzugeben, wenn da nicht ihre Liebe wäre und eine richtig verlässliche Freundin, sonst wäre sie verloren gewesen.

Die Handlung des Buchs ist auch voller Musik. Die Leserschaft erfährt Lieder und Songs aus alten und neuen Zeiten, zum Beispiel von Agnes Obel, Zarah Leander und der Jazzpianistin Diana Krall, und vielen anderen bekannten Sängerinnen und Sängern. Überall in der Botschaft, sogar im Fahrstuhl laufen diese Songs, als wollen sie die Mitarbeiter und Gäste einlullen, sie beruhigen. Es scheint, als wenn so die glamouröse Fassade aufrechterhalten werden und der Schein gewahrt werden soll.

Die Autorin malt mit ihrer Geschichte ein schillerndes, buntes und vielschichtiges Kopfkino in die Herzen der Leser, das Setting ist außerordentlich gut gelungen, die Protagonisten überaus handlungsstark, interessant, charismatisch und einfallsreich ausgestattet und die Schreibweise der Autorin ist sehr lebendig und berührend, der Spannungsbogen immer ganz oben angesiedelt.

Das Buch ist eigentlich ein Politthriller mit einem tiefen Einschlag der Liebe zwischen Mann und Frau und verlässlicher Freundschaft. Das Buch kann man mit etwas Zeitabstand immer wieder lesen, da der Inhalt sehr facettenreich irisierend wirkt, und man wahrscheinlich jedes Mal eine neue Bedeutungsebene entdecken wird. Der Inhalt des Buchs fordert die Leserschaft zum Mitdenken heraus. Verlangt auch geradezu danach, dass sich die Leserschaft mit den verschiedenen Themen, die im Buch akzentuierend wirken, auseinandersetzt.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, es zeigt einen guten Draufblick auf die Politik, ist eigentlich ein hochaktuelles Spiegelbild, gerade auch weil es fiktiv ist, haben die Leserinnen und Leser, sehr viel zum Nachdenken und können sich ein vergleichendes Bild zur Realität machen.

Chapeau Jeannette Oertel!

Heidelinde Penndorf

(August 2020)

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