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Das unerwünschte Mädchen - Tina Hope Empfehlung

Das Buch ist ein emotionaler Hammer – ein aufwühlendes Seelen-Tagebuch. Aber nicht nur dass, es ist auch ein mutiges Buch der Autorin – eine bewusste schonungslose Öffentlichmachung ihrer Vergangenheit und ihrer Kämpfe, um ihr eigenes Ich. Sie zeigt der Leserschaft nicht nur ihre Wunden und Narben in ihrer Seele, sondern offenbart auch, dass sie durch das jahrelange erduldete und erlittene Martyrium auch körperliche Schäden davongetragen hat.

Sogenannte Pflegeeltern zerbrachen ihre Kinderseele und haben das kleine Mädchen auf Wertlosigkeit programmiert/konditioniert, sie lebte lange Jahre fremdbestimmt. Aus den nachfolgenden unmenschlichen und kinderfeindlichen Sätzen, die sie fast täglich zu hören bekam:

»Dich hat hier nie einer gewollt«

»Du bist nichts wert«

»Du dummes Stück Dreck«

wurden Glaubenssätze für das Kind, dem jungen Mädchen und der jungen Frau. Und immer, wenn sie im Laufe der Jahre getriggert wurde, verlor sie ihr gerade erwachendes rationales Denken und glaubte daran:

»Ich habe das verdient – Ich bin nichts wert – Ich bin nur ein Stück Dreck – ich habe keine Rechte – ich habe es nicht besser verdient«

Auch als ihre damalige dominante Lebenspartnerin sie völlig beherrschte, sie als ihr Eigentum ansah, lies Tina Hope alles mit sich geschehen und erfuhr wiederum psychischen, physischen und sexuellen Missbrauch. In diesem Sog des Grauens übernahm irgendwann ihre kleine Tochter eine Schlüsselrolle, denn als dieser immer öfter körperliche Gewalt angetan wurde, geschah etwas in der Seele der Autorin, ihre innere Starre löste sich, sie stand plötzlich nicht mehr neben sich und war fähig mit ihrer kleinen Tochter zu fliehen. Tina Hope ist dieses vielleicht noch gar nicht bewusst, sie liebte ihr kleines Mädchen schon damals.

Der erste Schritt war getan, doch es waren noch viele kleine und große Schritte nötig, um aufatmen zu können, um sich zum eignen Ich zu bekennen, zur Selbstliebe und zur eignen Wertschätzung zu finden. und um festzustellen, dass beide – Mutter und Tochter – wertvolle Menschen sind, die es verdient haben, mit sich selbst und miteinander glücklich zu sein.

Während des Lesens dieses autobiografischen Buchs hatte ich immer wieder das Gemälde des norwegischen Malers Edvard Munch ›Der Schrei‹ vor Augen – einen Angstschrei, einen Hilfeschrei – ja, ich konnte ihn fühlen, ihn hören, den Schrei des kleinen Mädchens, der jungen Frau und der Mutter, die von sich glaubte, ihr Kind nicht lieben zu können.

Ich wünsche der Autorin und ihrer Tochter alles Glück der Welt und dass sie irgendwann mithilfe ihrer Familie, Freunden und guten Therapeuten wieder ein Leben völlig ohne innere Ängste führen können, dass die Wunden zu heilenden Narben werden, die für immer geschlossen werden und nie mehr aufbrechen. Auch wünsche ich den beiden ein Leben voller Liebe und dass sich beide ihrer Stärke bewusst werden.

Meine persönliche Reflexion zu dem Thema des Buchs:

Und wieder haben wir beim Thema Gewalt gegen Kinder das sozial-gesellschaftliche Phänomen, dass keiner etwas gesehen, bemerkt und gehört hat. Den Mitarbeitern des zuständigen Jugendamtes, der Kita und der Lehrerschaft – allen scheint nichts aufgefallen zu sein – keiner hat die Wesensveränderung des kleinen Mädchens mitbekommen.

Das Thema des physischen, psychischen und sexuellen Missbrauchs muss immer wieder in den Fokus unserer Gesellschaft gerückt werden, denn die innere Akzeptanz, die Duldung der Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Frauen in unserer Gesellschaft, ist immer noch erschreckend groß – viele sehen einfach weg, trotz der Sensibilisierung durch die Öffentlichkeit und den vielen Organisationen, die immer wieder den Finger in die Wunde legen. Täglich erleben in unserem Land im Durchschnitt 40 Kinder pro Tag sexuelle Gewalt. Diese erschreckende Zahl nannte die Tagesschau am 06.06.2019 und berief sich dabei auf die Kriminalstatistik.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Ich wünsche der Autorin, dass ihr Buch sehr viele Leserinnen und Leser findet. Es ist ein schonungslos offenes Buch, eines welches unter die Haut geht und gerade deshalb eine große Wirkung entfaltet.

Chapeau Tina Hope, für diese Courage.

Heidelinde Penndorf

(27.10.2019)

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