Ein packender, epischer, gut recherchierter Frühmittelalterroman, welcher das Zeitkolorit um das Jahr 985 der Normandie und Irlands beschreibt. Faszinierend und sehr eindrucksvoll kommt die Geschichte rüber. Eine Story, die nicht nur durch die lebendige Handlung und ihre charismatischen Protagonisten beeindruckt, sondern auch zeitgeschichtliches Wissen vermittelt. Geopolitisch war es eine Zeit des Umbruchs, der Völkerwanderung und der Aufteilung der Gebiete unter den Sippen. Schon damals ging es um Macht, Besitzstandswahrung und Erweiterung, Neid und Missgunst, List und Tücke – man sieht, die Menschheit bewegt sich immer im Hamsterrad.
Interessant finde ich die damalige Teilung der Kindererziehung – die Kinder blieben höchstens bis zum siebten Lebensjahr bei den Eltern und wurden dann in die Obhut ihrer neuen Erzieher (Ausbilder) diverser Clans gegeben. Mädchen meist, um hauswirtschaftliche Dinge zu lernen, auch erhielten sie eine Ausbildung entsprechend ihrer Neigungen und Anlagen. Jungen wurden in den Kampfarten ausgebildet und auch zusätzlich ihren Anlagen entsprechend.
Die Ziehkinder erlernten sozusagen auf diese Weise ihre späteren Berufe – man gab sein Wissen an die jüngere Generation weiter – irgendwie ziemlich intensives Lernen. Und ihre Zieheltern waren oft die Oberhäupter der Clans, mit denen die Eltern befreundet oder verwandt waren, aber auch jene, mit denen man wirtschaftliche und politische gemeinsame Ziele hatte, oder jene, mit denen man sich gut stellen und verbünden wollte.
Mädchen wurden, kaum den Kinderschuhen entwachsen, dem Mann zur Frau gegeben, von dessen Sippe/Clan man sich wirtschaftliche und politische Vorteile versprach und hatten reichlich Nachkommen zu gebären.
Herzog Richard sorgte für den Wiederaufbau der Kirche und auch dafür, dass die kirchlichen Ämter neu besetzt wurden. Schon damals prangerte die Kirche ›das Anderssein‹ eines Menschen, zum Beispiel gleichgeschlechtliche Sexualität und Liebe, als verwerflich an.
Dies alles und noch viele andere interessante Details sind eingebettet in die Geschichte um die junge mutige Frau Ceara, die sich durch den Tod ihres Mannes selbst verlor und in der Vergangenheit feststeckte. Dann jedoch durch einschneidende Erlebnisse gezwungen war, sich zu entscheiden, welchen Weg sie fortan gehen will. Ceara wächst über sich selbst hinaus, begräbt alte Träume, findet ihre innere Mitte und so auch neue Wege und Ziele und am Ende eine neue innige Liebe.
Das Buch ist die Fortsetzung des historischen Romans »Brombeerblut«, aber ein in sich geschlossener Roman. Es ist keine Lektüre, mal so zwischendurch, sondern eine, die die damalige Historie, deren Lebensbedingungen, das damalige soziale Gefüge und existierende reale Schauplätze, mit einer interessanten abenteuerlichen Story verbindet – ein kleiner Wissensschatz für die Leserschaft.
Ich empfehle das Buch sehr gern an die Liebhaber historischer Romane weiter – Lesen Sie das Buch, es ist in einer feinen visuellen lebendigen Sprache geschrieben, die der Leserschaft ein exzellentes Kopfkino schenkt
Heidelinde Penndorf
(07.04.2019)
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